Aufruf "Für eine neue Prostitutionspolitik der LINKEN" (2020)
Dieser Aufruf wurde vom Netzwerk LINKE für eine Welt ohne Prostitution im April 2020 beschlossen und im Juni als Unterschriftensammlung gestartet. Bitte unterschreibe auch du!
Deutschland ist zum Bordell Europas geworden. Während Nachbarländer daran arbeiten, Prostitution und Menschenhandel einzudämmen, sind bei uns die Möglichkeiten für die Profiteure grenzenlos. Den Löwenanteil der Erträge streichen Bordellbetreiber, Zuhälter und Menschenhändler ein.
Die Hoffnungen auf eine „saubere“ Prostitution mit sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen und gewerkschaftlich organisierten Prostituierten, mit denen die neoliberale Prostitutionsreform 2002 verkauft wurde, sind endgültig verflogen. Die Prostitution ist und bleibt eine Institution brutaler Ausbeutung.
Patriarchale Herrschaft beinhaltet von alters her die Verfügung von Männern über die Körper der Frauen. Die Prostitution ist eine Art letzte Bastion. Nur im Bordell können Männer noch ungestraft ein einseitiges „Recht auf Sex“ einfordern und willkürlich über Frauenkörper verfügen. Die Institution der Prostitution ist mit der Menschenwürde (GG Art. 1) unvereinbar.
Wir, Mitglieder, FunktionsträgerInnen und Gliederungen der LINKEN, betrachten Prostitution als Ausdruck patriarchalischer Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse, die wir überwinden wollen. Wir wollen in einer Welt ohne Prostitution leben!
In der Präambel zum Programm der LINKEN heißt es: „Wir halten an dem Menschheitstraum fest, dass eine bessere Welt möglich ist. (…) Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der kein Kind in Armut aufwachsen muss, in der alle Menschen selbstbestimmt in Frieden, Würde und sozialer Sicherheit leben und die gesellschaftlichen Verhältnisse demokratisch gestalten können.“ In einem so verstandenen demokratischen Sozialismus kann es keine Prostitution geben.
DIE LINKE braucht eine Prostitutionspolitik, die ihrem Streben nach Gleichberechtigung der Frauen, sexueller Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit angemessen ist. Wir fordern deshalb, dass DIE LINKE sich unmissverständlich die Überwindung der Prostitution zum Ziel macht!
Es gilt, die Prostituierten zu schützen und individuell zu unterstützen, andererseits den Prostitutionsmarkt einzuschränken und die Profitmöglichkeiten zu reduzieren. Wichtig ist, den akzeptierenden Ansatz gegenüber den betroffenen Menschen mit einer kritischen Haltung zur Prostitution an sich zu verbinden.
Forderungen der LINKEN an den Gesetzgeber müssen werden:
- Keine Kriminalisierung und Ausbeutung von Prostituierten: Keine Bußgelder, keine Zwangsmaßnahmen gegen Prostituierte. Kommunale Sexsteuern gehören abgeschafft.
- Verbot von Bordellen und Zuhälterei: Jeglicher Profit durch die Prostitution anderer ist zu kriminalisieren. Menschenhandel ist konsequent zu ahnden.
- Sexkaufverbot nach schwedischem Beispiel: Freier üben sexualisierte Gewalt aus. Dagegen sind Bußgelder und im Wiederholungsfall Gefängnisstrafen einzuführen.
- Bessere Hilfs- und Ausstiegsangebote:
- Kostenlose, freiwillige Gesundheits- und Rechtsberatungen durch die Gesundheitsämter und auf Wunsch kostenlose ärztliche Untersuchungen, auch ohne Pass oder Krankenversicherung
- Bezahlbare Krankenversicherungstarife (ohne Aufschlag für die Tätigkeit in der Prostitution)
- Unterstützung beim (Wieder-)einstieg in den Arbeitsmarkt (Weiterbildungen/Nachholen eines Schulabschlusses/Ausbildungsabschlusses oder andere individuell zugeschnittene Angebote)
- Vorhalten von Schutzwohnungen und wenn nötig Öffnung der Frauenhäuser für den betroffenen Personenkreis
- Sicherstellung des Zugangs zu traumapsychologischen Angeboten und zu Sprachkursen
- Langfristige Bleibeperspektive für alle Betroffenen unabhängig von Aussagebereitschaft in Gerichtsverfahren; keine Abschiebungen
- Schulung öffentlich Beschäftigter: Alle, die mit Prostitution zu tun haben (z.B. Polizei, Gesundheitsamt, Finanzamt) brauchen Fortbildungen über die Lebensbedingungen der Menschen in der Prostitution, über Menschenhandel und Trauma. Kommunen brauchen geschulte SprachmittlerInnen. MitarbeiterInnen, die mit Betroffenen in Kontakt kommen, sollten über soziale Kompetenzen verfügen, um Schikanen gegen Prostituierte auszuschließen.
- Öffentliche Informationskampagnen und Aufklärung in Schulen: Es muss über Ursachen und Folgen der Prostitution aufgeklärt werden, um die Nachfrage nach Prostitution einzudämmen.
Wir fordern von den Parteigliederungen und MandatsträgerInnen in Kommunalparlamenten, Land- und Bundestagsfraktionen die fraktionsübergreifende Empfehlung des Europäischen Parlamentes und die Empfehlung des Europarates zugunsten des so genannten Nordischen Modells endlich ernst zu nehmen und in die Programmatik zu übernehmen.
Wir bitten alle LINKEN, die diese Auffassung teilen, den Aufruf zu unterzeichnen und in ihren Orts- und Kreisverbänden Informationsveranstaltungen zu organisieren, mit dem Ziel eine Unterstützung dieses Aufrufs zu beantragen.
Beschlossen auf dem digitalen Netzwerktreffen des Netzwerkes LINKE für eine Welt ohne Prostitution am 25. April 2020
Bitte unterschreibe hier:
Für eine neue Prostitutionspolitik der LINKEN!
Ist diese Unterschriftensammlung nur für Mitglieder der LINKEN?
Nein, alle, die die Aussagen des Aufrufs unterstützen und sich eine prostitutionskritische LINKE wünschen, sind willkommen!
„Die meisten unserer Mitgliedsparteien in der Europäischen Linken sind vom nordischen Modell inspiriert.
Ich begrüße, dass die Diskussion darüber nun auch in Deutschland Fahrt aufnimmt.“
Heinz Bierbaum, Präsident der Europäischen Linken (EL) und Erstunterzeichner des Aufrufs
ErstunterzeichnerInnen:
Henriette Appel, Beisitzerin Die LINKE OV Neuburg – Schrobenhausen, Heinz Bierbaum, Präsident der Europäischen Linken, Karin Binder, Stadträtin in Karlsruhe, ehem. MdB, Berthold Bronisz, KV Köln, Bezirksvertretung Köln-Rodenkirchen, Helene Füllgraf, Mitglied LiSA, Sylvia Gabelmann, MdB, Eva-Maria Glathe-Braun, Stadträtin Ulm, Sprecherin DIE LINKE Ulm/Alb-Donau, Mathilde Göttel, Stadträtin in Karlsruhe, Annette Groth, ehem. MdB, Michael Grunwald, KV Köln, Personalrat, Jana Güth, KV Duisburg, Beate Hane-Knoll, stellv. Kreissprecherin KV Köln, Uwe Haß, KV Köln, Heike Hänsel, MdB, Salim Hemeed, Landesvorstand DIE LINKE.Niedersachsen, Susanne Herhaus, Kreissprecherin und Fraktionsvorsitzende Wuppertal, Peter Heumann, KV Köln, Hannelore Hildebrandt, KV Köln, Christine Hoffmann, Vorstand KV Kassel-Stadt, Inge Höger, Landessprecherin DIE LINKE.NRW, Hans Homann, KV München, Hartz IV Berater, Stefanie Horlitz, SV Erfurt, Jan Jaegers, KV Bamberg. Bamberg Stadt. Vorstandsmitglied der Bamberger linken Liste, Maximilian Kadach, KV München, Franziska Klotz, KV Erfurt/LV Thüringen, Susanna Klotz, KV München, Heiner Kockerbeck, Ratsmitglied KV Köln, Jan Köstering, Sprecher KV Oberberg, René Kotzanek, KV Erfurt/LV Thüringen, Elisabeth Lange, KV Köln, Bernd Liesenfeld, KV Köln, Angelika Link-Wilden, Kreissprecherin Köln, Linksjugend [’solid] Köln, Franziska Lucke, KV Gera, Bundessprecherin linksjugend [`solid], Bundesausschuss DIE LINKE, Julika Martel, KV Göttingen/Osterode, Christa Mayerhofer, Kreisvorstand Ulm, Heidi Mehlhorn, Kreissprecherin Oberberg, Jörg Mehlhorn, KV Oberberg, Janis Morsbach, KV Duisburg, Paul Oehlke, KV Köln, Thorsten Poremba, Kreisvorstand Köln, Lars Raible, KV Ravensburg, Anja Röhl, Mitglied der Rosa-Luxemburg Stiftung Brandenburg, Uschi Röhrig, Kreisvorstand Köln, Fiete Sass, Kreisvorstand Köln, Katharina Sass, KV Köln / Bergen, Norwegen, Friedhelm Schaumann, Kreisvorstand Unna, Martina Siehoff, KV Dortmund, Inklusionsbeauftragte DIE LINKE.NRW, Serena Schmidt, Sprecherin LAG Frauen DIE LINKE.Baden-Württemberg, Manuela Schon, ehemalige Stadtverordnetenvorsteherin der Landeshauptstadt Wiesbaden, KV Wiesbaden, Dea Schröder, KV Köln, AK Umwelt, Maria Schu, Kreisvorstand KV Köln und Sprecherin OV Lindenthal, Evelyn Sittig, SV Erfurt, Sebastian Sommerer, Sprecher KV Bayreuth und AKL Bayern, Johannes Starosta, SV Dresden, Friederike Stolle, KV Köln, Stephan Ungeheuer, KV Duisburg, Petra Weber, Fraktionsvorsitzende Stadtrat Unna, Murat Yilmaz, Kreisvorstand KV Köln, Chris Zeeh, KV Kassel Land
Bisher eingegangene Unterschriften
60 Erstunterzeichner:innen +
841 | Yanis Djerroud | Nov 12, 2024 | ||||
840 | Franka Segelbacher | KV München/Mitglied im Bezirksausschuss Schwabing-West | Nov 10, 2024 | |||
839 | Christiane Schulz | Okt 19, 2024 | ||||
838 | Ruth Rohrig | KV Göttingen | Okt 19, 2024 | |||
837 | Veronika Weiß | Jul 14, 2024 | ||||
836 | Louisa Heilig | Jun 12, 2024 | ||||
835 | Rahel Hünig | Tübingen | Mai 22, 2024 | |||
834 | Masume Bozdag | Mai 08, 2024 | ||||
833 | Maika Lei | Apr 26, 2024 | ||||
832 | Maria Deters | Apr 25, 2024 | ||||
831 | Karin Lübben | Apr 20, 2024 | ||||
830 | Birgit Theil | Apr 20, 2024 | ||||
829 | Sabine Jacobs | Apr 20, 2024 | ||||
828 | Christoph Wende | Mrz 19, 2024 | ||||
827 | Dagmar Fries | München Süd | Mrz 11, 2024 | |||
826 | Henning Köster | KV Marburg-Biedenkopf, Stadtrat | Mrz 11, 2024 | |||
825 | Johannah Vogt | Mrz 11, 2024 | ||||
824 | Andrea Sollwedel | KV Marburg-Biedenkopf/ Vorstand | Mrz 10, 2024 | |||
823 | Irene Gehring | Mrz 08, 2024 | ||||
822 | Renate Mannstein | Mrz 08, 2024 | ||||
821 | Ina Hansmann | Mrz 08, 2024 | ||||
820 | Christian Wilkes | Mrz 08, 2024 | ||||
819 | Bettina Granitzki | Wuppertal | Mrz 08, 2024 | |||
818 | Frauke Bosbach | Köln | Mrz 08, 2024 | |||
817 | Jörg Mehlhorn | Oberberg | Feb 29, 2024 | |||
816 | Heidi Mehlhorn | Feb 29, 2024 | ||||
815 | Annette Gerber | Feb 25, 2024 | ||||
814 | Cora Felten | Feb 24, 2024 | ||||
813 | Theresia Guld | Leipzig Ost | Feb 24, 2024 | |||
812 | Lisa Gerber | Feb 24, 2024 | ||||
811 | Antje Kehrbach | Nov 13, 2023 | ||||
810 | Christiane Döring | Okt 18, 2023 | ||||
809 | Evelyn Ibarra | Sep 19, 2023 | ||||
808 | Charlotte Claes | BV Neukölln | Sep 17, 2023 | |||
807 | Denise Dorr | Apr 25, 2023 | ||||
806 | Ursula Schäfer | Mrz 05, 2023 | ||||
805 | Yolande Keza | Düsseldorf | Feb 01, 2023 | |||
804 | Ines Langemeyer | Jan 23, 2023 | ||||
803 | Mandy Döhler | Nov 14, 2022 | ||||
802 | Susanne Minkwitz | Nov 11, 2022 | ||||
801 | Katrin Stoss | Sep 08, 2022 | ||||
800 | Jürgen Creutzmann | KV Karlsruhe | Aug 19, 2022 | |||
799 | Aysel Serac | Jul 26, 2022 | ||||
798 | Nina Heim | Jun 27, 2022 | ||||
797 | Julia Bradatsch | Jun 21, 2022 | ||||
796 | Vreneli Harborth | Jun 04, 2022 | ||||
795 | Margit Huber | Jun 04, 2022 | ||||
794 | Julia Wick | Jun 04, 2022 | ||||
793 | Clare Carroll | Apr 23, 2022 | ||||
792 | Johanna Witte | Apr 22, 2022 | ||||
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