Aufruf: Für eine neue Prostitutionspolitik der LINKEN
LINKE für eine Welt ohne Prostitution
Sechzig Mitglieder und FunktionsträgerInnen der Partei DIE LINKE haben als Erstunterzeichnende heute einen Aufruf veröffentlicht, der sich für ein Prostitutionsgesetz nach nordischem Modell ausspricht. Dieses sieht vor, dass Prostituierte entkriminalisiert werden und umfassende Hilfs- und Ausstiegsangebote bekommen. Sexkauf und Profit durch die Prostitution anderer, beispielsweise mittels Bordellbetrieb, werden hingegen bestraft.
In mehreren europäischen Ländern, darunter Schweden, Norwegen und Frankreich, wurden entsprechende Gesetze bereits eingeführt. Wie Heinz Bierbaum, Erstunterzeichner des Aufrufs und Präsident der Europäischen Linken (EL), anmerkt, so sind „die meisten unserer Mitgliedsparteien in der EL vom nordischen Modell inspiriert“. Er begrüße, dass die Diskussion darüber nun auch in Deutschland an Fahrt aufnehme.
„DIE LINKE braucht eine Prostitutionspolitik, die dem Streben nach Gleichberechtigung, sexueller Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit angemessen ist. Ein Schönreden der Prostitution ist nicht mit linken Werten vereinbar“, so Sylvia Gabelmann, MdB für DIE LINKE. Im Kern gehe es „um die Frage ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der Menschen gegen Geld andere missbrauchen und Gewalt ausüben dürfen.“
Auch die Aktivistin Franziska Klotz sieht „Prostitution als Ausdruck patriarchalischer Gewalt- und Herrschaftsverhältnisse, die wir überwinden wollen“. In der Tat „sind es doch vorrangig Frauen, die für die Triebabfuhr von fast ausschließlich Männern herhalten sollen“. „Eine Partei, die sich den Kampf gegen Sexismus auf die Fahne geschrieben hat, muss die Reduzierung von Frauen auf ihre sexuelle Verwertbarkeit bekämpfen“, so Klotz.
Das Netzwerk LINKE für eine Welt ohne Prostitution hatte sich bereits 2015 gegründet. Mit ihrem aktualisierten Aufruf möchten die AktivistInnen mehr als nur aufklären. Ihre Forderungen basieren auf einem umfangreichen Konzept. So benennt die Soziologin und Mitautorin des Buches „Mythos ‚Sexarbeit‘“ (PapyRossa Verlag), Manuela Schon, „eine langfristige Bleibeperspektive sowie eine Sicherstellung des Zugangs zu traumapsychologischen Angeboten und Sprachkursen als wichtige Punkte des 5-Säulen Modells“. Mit Fortbildungen sollen unter anderem Polizei und Gesundheitsämter über die Lebensbedingungen der Menschen in der Prostitution aufgeklärt und sensibilisiert werden.
Der komplette Aufruf befindet sich auf der Internetseite des Netzwerks (www.linke-gegen-prostitution.de). Dort werden Parteimitglieder und FreundInnen eingeladen die Forderungen mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.